Der wohl kürzeste Sonderzug der Welt – Teil 2

Bereits von vielen gefordert, hier der zweite Teil der Indians-Sonderzug Trilogie nach Mellendorf. Viel Spas beim Lesen und in Erinnerungen schwelgen …

 

Und dann kam der Tag, an dem der „kürzeste Sonderzug der Welt“ starten sollte. Bereits ab Mittag versammelten sich die ersten Fans, um sich bei Heinzi und Toddy aufzuwärmen und einzustimmen.
Unsere beiden verrückten Gastwirte hatten dabei sogar noch für ein Verpflegungspaket gesorgt, um uns Fans für den langen Weg auszurüsten. Mit zwei Dosen Bier, Frikadellen und Brötchen sollte auch der Weg in die Wedemark geschafft werden. Im Laufe des Nachmittags trudelten dann auch die letzten Sonderzugfahrer ein und gegen ca. 17 Uhr ging es gemeinsam zu Fuß vom Eisstadion zum Kleefelder Bahnhof.

Dort wartete dann die erste Überraschung auf die feiernden Indians-Fans! Der Kleefelder Bahnhof war eine Baustelle! Statt eines Bahnsteigs war da nur ein Holzgerüst und ob das wirklich für 500 feiernde, singende und tanzende Indianer ausgelegt war? Der Stresstest sollte dann auch unverzüglich folgen, und es wurde „Wer nicht hüpft ist Bauer angestimmt.“ Nüchtern betrachtet war es der Wahnsinn auf einem besseren Baugerüst mit 500 Fans zu hüpfen, aber in diesem Moment war es halt, wie es war und es wurde munter weitergehüpft und gefeiert. Dann endlich war am Horizont ein Dampfross zu sehen und die ganze Horde drängte langsam aber sicher zur Kante des Bahnsteigs. Wir „Ordner“, die den Einlass in den Zug kontrollieren wollten, standen sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand, nur ohne Wand denn da war das Gleis und sonst nichts. Der Zug kam immer näher, nur langsamer wurde er nicht und rauschte in vollem Tempo an uns vorbei. Zwei Erkenntnisse blieben zurück. Erstens war es wohl nicht unser Zug, und zweitens der bleibende Eindruck, dass das wirklich verdammt knapp war, denn wir spürten den Zug förmlich am Rücken vorbeirauschen. Die feiernde Fangemeinde störte das aber nur wenig und kurze Zeit später sollte dann auch unser Zug kommen.
Kaum hatte der Zug gehalten und die Türen geöffnet, merkten wir das uns kaum Zeit zum Kontrollieren der Tickets blieb, wenn 500 Fans innerhalb von drei Minuten in sieben Waggons wollen. Also ließen wir uns von der bunten Welle einfach mittreiben und ließen Kontrolle einfach Kontrolle sein. Der Zug rollte an und wenige Minuten später gab es einen kurzen Halt im Hauptbahnhof Hannover. Das musste natürlich richtig gefeiert werden und die Gesänge schallten nur so durch den Bahnhof. Viele Leute fragten sich wahrscheinlich, warum ein Zug mit Indianer in Hannover hielt? Dann ging es weiter nach Mellendorf, wo wir knapp 20 Minuten später einfielen. Schon am Bahnsteig wurden wir von anderen Indianern empfangen und gemeinsam ging es zum Eisstadion, wo ebenfalls alles voller Indianer war. War dies wirklich ein Auswärtsspiel? Vorm und im Stadion war davon nichts zusehen. Über 3000 Indianer machten aus der Scheune ein riesengroßes Indianer-Tipi mit Partystimmung! Vor, während und nach dem Spiel rockten wir die Wedemark inklusive kollektiven Besetzens der Eisfläche. Weit nach dem Spiel versuchten wir unsere Mitfahrer zum Zug zurückzubringen. Man hatte den Eindruck als wäre der Zug bei der Rückfahrt etwas voller, was nicht nur an der mitreisenden Mannschaft lag! Aber was soll`s und wen juckt`s? Hauptsache die Party geht weiter und sie ging weiter. Da war erst die Rückfahrt mit erneuten Halt im Hauptbahnhof (was erneute Gesänge und verdutzte Gesichter zur Folge hatte) und schließlich mit Hunderten Fans und der Mannschaft im Eisstadion bei Heinzi und Toddy. Und dort ging die Party bis in den Morgengrauen und es sollte sich dort noch eine illustere Runde bilden, die mit vollem Kessel eine verrückte Idee haben sollten, aber dazu später mehr …

Spass-Telefon oder der wohl kürzeste Sonderzug der Welt – Teil 1

Wie wurde der „kürzeste Sonderzug der Welt“ geboren? Man kann von einer „Schnapsidee“ sprechen, oder auch von einer ernst gemeinten Aktion. Das entsprechende Bild soll sich bitte jeder selbst machen.

Wie bereits gesagt, in den ersten Wochen der Indians waren wir fast täglich am Pferdeturm, um Sachen abzuarbeiten und vorzubereiten. Dabei haben wir auch oft genug bei einer Cola (manchmal ohne Zusatzstoff, oft mit) in der Gaststätte zusammengesessen.
Bei einem dieser „Sitzungen“ haben wir auch über das Derby in der Wedemark gesprochen. Wir waren uns bewusst, dass das für alle Indianer etwas Besonderes war. Und besondere Ereignisse benötigen auch besondere Ideen. So entstand die eigentlich widersinnige oder wahnsinnige Idee einen Sonderzug von Kleefeld nach Mellendorf zu organisieren.
Am nächsten Tag erfolgte dann die erste Kontaktaufnahme mit der Deutschen Bahn. Wir geben hier das Gespräch als „Gedächtnisprotokoll“ wieder. Einzelne Sätze waren vielleicht etwas anders formuliert, aber inhaltlich ist es genauso passiert!

Deutsche Bahn (A): Guten Tag hier ist die Deutsche Bahn, mein Name ist XXX, was kann ich für sie tun?
Ich (B): Schönen guten Tag Frau XXX, mein Name ist Kühn vom Fan-Projekt der Hannover Indians. Ich würde gerne ein Angebot für einen Sonderzug einholen.
A: Einen Augenblick bitte, ich stelle Sie durch zu den zuständigen Kollegen. Bitte bleiben Sie dran!
B: Kein Problem und vielen Dank!
A: Deutsche Bahn, mein Name ist XXX, was kann ich für Sie tun?
B: Guten Tag Herr XXX, mein Name ist Kühn vom Fan-Projekt der Hannover Indians. Wir würden gerne einen Sonderzug veranstalten und wollten uns mal ein Angebot einholen.
A: Einen kleinen Augenblick bitte, ich starte mal das Programm an meinem PC.
B: Habe Zeit.
A: So Herr Kühn, wann soll es denn losgehen?
B: Am 09. Januar 1999, so gegen späten Nachmittag.
A: Und Abfahrtsort soll Hannover Hauptbahnhof sein?
B: Besser wäre Hannover Kleefeld.
A: Okay. Und wo soll die Fahrt hingehen?
B: Nach Mellendorf.
(Stille am Telefon. Nach kurzer Pause und mit erstaunter Stimme)
A: Wohin bitte?
B: Nach Mellendorf bitte!
(Wieder kurze Pause, man hört aber das Klappern einer Tastatur)
A: Herr Kühn, sie wissen aber schon, dass Sie da auch mit einem Regionalzug und Großraumticket hinkommen?
B: Ja, das wissen wir. Aber wir haben in der Wedemark ein Eishockey-Derby und wollen etwas Lustiges organisieren.
(Der Mitarbeiter war wirklich fast sprachlos. Ich glaube, der dachte auch kurz über die Möglichkeit eines Scherzanrufes nach!?)
A: In der Wedemark? Die Scorpions spielen gegen die Indians?
B: Nein, nicht zu den Scorpions. Unsere Indians spielen beim ESC Wedemark.
A: Aber die spielen doch nur in der Regionalliga.
B: Wir ja auch.
A: Und mit wie vielen Fahrern rechnen Sie?
B: Na ja, somit ca. 500 bis 600.
A: So viele?
B: Ja, ich denke so viele werden mit dem Zug fahren. Zum Spiel fahren bestimmt noch mehr.
A: Das ist ja verrückt. Ich muss ja sagen, dass ich Scorpions-Fan bin und nicht zum ESC gehe, aber zu dem Spiel muss ich auch mal hin.
B: Sie können ja mit dem Sonderzug mitfahren!
A: (lacht) Nein lieber nicht. Bitte warten Sie kurz, ich erstelle Ihnen ein Angebot.
B: Ja, ich warte.

Ca. 5 Minuten später hatten wir also unser (telefonisches) Angebot, welches zwei Tage später in der Geschäftsstelle der Indians eintrudelte. Eigentlich war dieser Sonderzug eine Mission impossible, weil der Fahrpreis den wir aufrufen mussten höher war, als der für ein normales Tagesticket.
Aber wir wollten es versuchen und erbaten uns bei der Deutschen Bahn drei Wochen „Vorlaufzeit.“ Verpackt als „kürzester Sonderzug der Welt“ boten wir es an.
Drum herum wurde mit T-Shirt, Schal und vielen anderen Dingen geworben. Die damaligen Stadionwirte Heinzi und Toddy boten eine „Warm-up Party“ und ein Verpflegungspaket.

Und das fast unglaubliche geschah, die positiv verrückten Indians Fans rannten uns die Fan-Projekt Bude ein.